• Auszeichnung

Ehrendoktorwürde der Universität Mozarteum Salzburg

Dem in aller Welt geschätzten Dirigenten Nikolaus Harnoncourt wurde die Ehrendoktor-Würde der Universität Mozarteum verliehen.

In einem Festakt am 26. Jänner 2008 würdigte Landeshauptfrau Gabi Burgstaller die Verdienste Harnoncourts.

„Die Verleihung einer Ehrendoktorwürde der Universität Mozarteum an Nikolaus Harnoncourt ist eine respektvolle Verbeugung vor dem musikalischen Gewissen Österreichs“, sagte Landeshauptfrau Gabi Burgstaller in einem Grußwort anlässlich der Akademischen Feier zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an Harnoncourt am Mozarteum.

„Es ist für Salzburg eine große Ehre, dass einige der wichtigen Stationen Nikolaus Harnoncourts hier verortet sind“, sagte Burgstaller weiter. Burgstaller erinnerte an eine Aufführung von Bachs „Die Kunst der Fuge“ mit dem Wiener Gamben-Quartett in Salzburg im Jahr 1950 und den Auftritt Harnoncourts zusammen mit dem Amsterdamer Concertgebouw-Orchester im Rahmen der Mozartwoche 1980.

Von 1973 bis zu seiner Pensionierung 1993 übte Nikolaus Harnoncourt eine Lehrtätigkeit an der Hochschule Mozarteum aus. „Die Erinnerung daran ist mehr als nur eine musikhistorische Randbemerkung. Man darf hier wohl von einer von Salzburg ausgehenden musikpädagogischen Entdeckung sprechen“, betonte Gabi Burgstaller.

Nikolaus Harnoncourt bedankte sich in einer kurzen Rede für die Verleihung der Ehrendoktorwürde:

Zuerst: So eine große akademische Ehrung, gerade von jenem Institut, an dem ich zwanzig Jahre lang von meinen Studenten gelernt hatte – ich musste ja die von mir geforderte und stets gestellte „Warum“-Frage beantworten, die Antworten begründen und oft auch für mich selbst erst finden – bis zum schließlichen „Ich weiß nicht“ – So eine Ehrung muss ich also zu großen Teilen weiterleiten an die vielen, die bei mir und mit mir studiert haben, natürlich auch an all die vielen Musiker, die mich mit Zustimmung und Widerspruch anfeuerten, mehr und mehr herauszufinden aus den Noten, aus den Quellen, aus den menschlichen Emotionen.

Ich konnte auf diese Dankworte nicht verzichten, aber eigentlich wollte ich ein meiner Ansicht nach brennendes und immer brennenderes Problem vorlegen – es lautet: der 5. Oberton.
Tausende Jahre haben die Menschen Musik gemacht mit dem 2. und 3. Ton. Alles war perfekt und wunderschön und es gab keinen Streit. Der Pythagoras hat schon gewusst, warum er in der Musik nur bis zum 3. Ton, der Quinte ging, das ergibt so herrliche Tonleitern, so wunderschöne Melodien mit lauter gleichen großen Ganztönen und kleinen Halbtönen – perfekt! Allerdings nur für prinzipiell einstimmige oder heterophone Musik. – Dann, irgendwann vor weniger als 1000 Jahren, entdeckten unsere Vorgänger den 5. Oberton, die Terz!! Diese Schönheit! 4 5 6 ein Dreiklang, wie er bis dahin unerhört war – diese Sinnlichkeit – das geht ja unter die Haut – wie konnten wir Tausende Jahre auf so etwas verzichten! Die alte Pythagoreische Terz war ja nur in der Melodie zu gebrauchen, gleichzeitig gespielt eine scheußliche Dissonanz!

Aber, wie jede, jede tolle Errungenschaft schmeißt dieser prachtvolle 5. Ton (die Terz!) unser ganzes perfektes Tonsystem über den Haufen: Nichts passt mehr zusammen, wenn wir diesen 5. Ton perfekt haben wollen (Es gab ja nur Perfektes bis dahin!). Für diese schöne neue Terz müssen wir biegen und brechen; unsere bisher perfekten Quinten bis fast zur Unerträglichkeit verkleinern. Trotz der perfekten Terzen schaffen wir keine perfekten Dreiklänge, weil wir ja die 4 Quinten, die zu den Terzen führen, verkleinern mussten.
Man wählte jetzt „mitteltönig“: die Tonart der perfekten Terz – der 5. Ton hat gesiegt.

Da ist nun alles falsch (vornehm nennt man falsch jetzt „temperiert“) außer der geliebten Terz. Und „mitteltönig“ ist eindeutig, so wie „Pythagoreisch“ eindeutig war.
Eine Melodie, pythagoreisch gespielt, gefällt jedem – ohne Diskussion –, eine mitteltönige Stimmung wirkt korrekturbedürftig, mindestens gewöhnungsbedürftig. – Für ein paar 100 Jahre ging das gut. Ob die Geiger und Sänger jammerten, ist nicht überliefert.

Schließlich wollten wir noch mehr, am liebsten alles: entdecken das „Zurechthören“ des Falschen, und „temperieren“ jeden Ton. (Geringfügig temperierte Töne werden zurechtgehört und als rein empfunden). Jetzt gibt’s nur mehr die Oktave unangetastet, alle Töne sind „temperiert“, also falsch, die vielen so gebauten Stimmungen nennt man „wohltemperiert“, weil die Fehler erträglich sind; die heute übliche gleichmäßig temperierte Stimmung ist nur eine davon. – Die Moral der reinen Intervalle ist allerdings beim Teufel.

Alle Musiker und Kritiker (als Vertreter der Hörer) äußern Meinungen zu diesem Fragenkomplex, in der Regel inkompetent. Wenn schon alles richtigerweise „falsch“ sein muss, dann bitte auf akademischem, das heißt universitärem Niveau!

Was hat uns also dieser 5. Ton gebracht außer unendlichen Scherereien, Streitereien beim Einstimmen der Orchester – daraus resultierend Feindschaften fürs Leben: Er hat uns die abendländische Musik gebracht, die echte Mehrstimmigkeit, die Weltmusik, unsere herrliche Kunst. Der Preis war nicht zu hoch – bitte bauen Sie das Problem in das Studienprogramm ein!

 

 

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